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Anhaltende Konjunkturschwäche

Die Konjunkturschwäche der Industrieunternehmen im Mittleren Ruhrgebiet und in Westfalen hält im zu Ende gehenden Jahr 2023 trotz einer leichten Erholung im zweiten Halbjahr an. Den Krisenmodus hat die Wirtschaft freilich nicht erreicht, auch wenn die Branchen sehr unterschiedlich betroffen sind. Dies sind die Ergebnisse der aktuellen branchenübergreifenden Konjunkturumfrage unter den rund 425 Mitgliedsunternehmen der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen mit Sitz in Bochum.

Bei der aktuellen Geschäftslage gab es 62 % Positivmeldungen, nach 46 % im Frühjahr und 67 % vor einem Jahr. Im Vorjahresvergleich beurteilen allerdings nur 20 % der Befragten ihre Geschäftslage als besser, allerdings 47,4 % und damit fast die Hälfte als schlechter. Sehr auffällig sind dabei die Branchenunterschiede: Während aus der Metall- und Elektroindustrie mit 70,8 % Positivmeldungen eine leicht überdurchschnittliche Geschäftslage gemeldet wurde, liegen die chemisch-pharmazeutische Industrie (52,3 % Positivmeldungen) sowie die Verpackungsindustrie (46,1 % Positivmeldungen) konjunkturell signifikant schlechter als die Gesamtwirtschaft.

Bei den Umsätzen ein ähnliches Bild: 50 % Positivmeldungen aktuell, lediglich 28 % im Frühjahr und 54 % vor einem Jahr. Auch die Ertragslage zeichnet den Trend des Jahres 2023 nach: Aktuell 57 % Positivmeldungen, nur 29 % im Frühjahr und 63,4 % vor einem Jahr. Gegenüber dem Vorjahr konnten sich lediglich 20 % der Befragten verbessern, demgegenüber haben sich 43 % ertragsmäßig verschlechtert.

„Die schlimmsten Befürchtungen für die 2023er Konjunktur, ausgehend von den Prognosen zu Jahresanfang und den Werten zu Jahresmitte, sind erfreulicherweise nicht eingetreten – dank eines verbesserten zweiten Halbjahres", kommentiert Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände, die Ergebnisse. „Dennoch sind die Unternehmen konjunkturell schwächer aufgestellt als vor Jahresfrist, was mit Blick auf die erheblichen geopolitischen Risiken, die nach wie vor nicht wettbewerbsfähigen Energiepreise in Deutschland und die weltweite Wachstumsschwäche kein ermutigendes Signal für die Zukunft bedeutet, sondern eher die Fortsetzung eines vor Jahren einsetzenden Negativtrends," so Erlhöfer weiter.

Diese Einschätzung wird durch weitere negative Konjunktur-Parameter bestätigt: Lediglich eine Minderheit von 48 % verbucht aktuell gute bzw. verbesserte Inlandsaufträge, bei den Auslandsaufträgen sind es sogar nur 37 %.

Die andauernde Konjunkturschwäche hat auch negative Auswirkungen auf die Investitionstätigkeit der Unternehmen: Lediglich eine Minderheit von 48 % meldet im Vorjahresvergleich steigende oder gleichbleibend hohe Inlandsinvestitionen, bei den Auslandsinvestitionen gibt es sogar nur 46 % Positivmeldungen.

Die Konjunkturschwäche hat mittlerweile auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt der Region: Bei der aktuellen Beschäftigungslage liegt der Trend-Saldo von Zu- und Abnahmen auf minus 16,3 und damit noch schlechter als vor einem Jahr (-9,7). Beim aktuellen Ausbildungsangebot gibt es freilich Erfreuliches zu berichten: Dort gibt es weiterhin einen Positiv-Saldo (+8,2), vor einem Jahr lag er allerdings etwas höher (+9,7).

„Das Jahr 2023 markiert konjunkturell leider die Fortsetzung eines Negativtrends, der – mit Ausnahme des Zwischenhochs aus dem Jahre 2021 – bereits im Jahre 2019 begann. Besonders zu leiden haben energieintensive Unternehmen. Ein scharfer Rückgang der Konjunktur, wie er sich noch im Sommer abzeichnete, konnte durch eine leichte und keineswegs flächendeckende Erholung im 2. Halbjahr vermieden werden. Rückläufige Auftragszahlen und nachlassende Investitionstätigkeit stehen eher für eine Fortsetzung der Schwächephase als für kurzfristige Erholung“, zieht Erlhöfer als Resümee aus den Daten.